Die nächste große Herausforderung

Schermbeck, den 13.02.2020

Gudrun Gerwien, Dieter Schmitt und Johannes Nover haben vom 23. 1.2020 bis Sonntag, den 9.2.2020 Sierra Leone besucht. Als Gast und Vertreter des Rotary-Club Lippe-Issel war dieses Mal Stephan Proff dabei. Zwei Themen standen bei diesem Besuch im Vordergrund:

  1. Der Bau der Ambulanz und die Kooperation mit den Rotariern vor Ort.
  2. Der Auszug der ersten Generation aus dem Home of Hope.

vlnr. Dieter Schmitt, Gudrun Gerwien, Stephan Proff

Auszug der ersten Generation

Wir hatten schon zwei Jahre Verlängerung wegen Ebola bekommen, berichtet Gudrun Gerwien und dann haben wir die Kinder wegen der laufenden Abiturprüfungen auch im letzten Jahr noch nicht gehen lassen. Viele mussten Wiederholen, weil die Regierung die Abiturprüfungen umgestellt hat und dadurch 98 Prozent durchgefallen sind. Fakt ist, dass jetzt alle ihre Abiturprüfung gemacht haben und auf ihre Ergebnisse warten.  Ab August beginnt dann das Studium. Schon im Vorjahr haben vier Jugendliche ihr Abitur gemacht, die aber nicht im Home of Hope gelebt haben.

Von den sieben Jugendlichen, die jetzt das Home of Hope verlassen, werden zwei eine Ausbildung zum Bäcker und Elektriker machen. Zwei weitere planen eine Ausbildung zur Krankenschwester. Einer möchte Arzt werden und macht zurzeit ein Praktikum als Krankenpfleger im Port Loko Government Hospital während er auf die Ergebnisse seiner Abiturprüfung wartet.

Die große Herausforderung.

Derzeit haben wir für diese Jugendlichen Patenschaften über 25 Euro. Dieses Geld brauchen die Jugendlichen um ihren Unterhalt zu bestreiten. Manche Paten bezahlen auch heute schon einen höheren Beitrag. Davon bezahlen wir dann die Studiengebühren, die Lehrmaterialien und Prüfungsgebühren. Für ein Jahr an der Uni braucht man dafür 300 bis 350 Euro. Weiterhin müssen die Studierenden auch irgendwo untergebracht werden. Wenn wir die Jugendlichen einfach so entlassen, geht der Weg zurück in den Slam, was wir natürlich vermeiden möchten. Das bedeutet, dass für die Unterkunft weitere 150 bis 200 Euro pro Jahr aufzubringen sind. In Summe bedeutet das für die Studierenden Jugendlichen, neben dem monatlichen Unterhalt von 25 Euro, einen zusätzlichen jährlichen Aufwand von 550 Euro bis zum Ende des Studiums.

Patenschaften

Zurzeit werden 64 Kinder durch Patenschaften unterstützt, davon leben 18 Kinder im Home of Hope. Die restlichen Kinder leben bei ihren Eltern z. B. in den Amputee Camps. Sechs Kinder stehen noch auf der Warteliste. Mit dem Einverständnis des Ortsvorstehers wurden zwei Kinder, die durch Ebola ihre Eltern verloren, ins Home of Hope aufgenommen.

Haus für eine Familie

Seit 2017 betreuen wir eine fünfköpfige Familie denen der Vermieter zwei von vier Räumen weggenommen hat. Seit zwei Jahren suchen wir für diese Familie ein neues Zuhause, dass wir nun gefunden haben. Für eine Miete von 250 Euro, die unser Verein aufbringen muss, wohnt nun diese Familie wieder in vier Räumen.

Die Eindrücke von Stephan Proff

Ich Stand auf der Brücke zum Slum von Freetown erzählt Stephan Proff. Ein sehr bedrückendes Gefühl, weil man trotz aller Erzählungen und trotz allem, was man gelesen hat, sich nicht vorstellen kann, wie es tatsächlich aussieht und unter welchen Umständen die Menschen dort vor Ort Leben müssen. In den Slums und in den Amputeecamps hat man lediglich einen kleinen Raum von 3 mal 3 Metern in dem bis zu zehn Personen leben. Da fragt man sich, wie die Menschen überhaupt Platz auf dem Boden finden, um zu schlafen. Meist waren dort nicht einmal Matratzen. Kein Strom, kein Wasser; nichts ist dort vorhanden. Wenn man rausgeht, Berge von Müll. Einfach Zustände, die schwer zu beschreiben sind.

Umso mehr war ich von den Menschen beeindruckt, die dort wohnen. Die offen und freundlich auf uns zugekommen sind und sich gefreut haben, dass man dort als offensichtlich Außenstehender in dieses Gebiet gekommen ist. Dass die Kinder auf einen zukommen, uns anfassen wollen, das war schon sehr berührend.

Im Slum haben wir auch fünf Mütter besucht, die ihre Kinder ins Home of Hope gegeben haben, weil sie dort eine bessere Zukunft erwartet. Auch das Feedback von den Kindern zeigt eine tiefe Dankbarkeit für diese Chance. Sie tun alles dafür, dass ihre Zukunft besser wird und dass sie später vielleicht dafür sorgen können, dass es ihren Familien gut geht.

Was mich sehr beeindruckt hat ist der gute Ruf von GAGU, wie geschätzt und bekannt GAGU dort auf der Halbinsel Lungi und in der ganzen Region ist. Egal, wo man hinkommt, man kennt Gudrun Gerwien und Dieter Schmitt. Man fährt mit dem Auto dadurch und die Leute kommen rufend aus den Häusern und winken. Ich hätte mir niemals vorher vorstellen können, dass man mit einem Verein dieser Größenordnung und einer jährlichen Reise dorthin so viel Gutes leisten kann und das die Hilfe auch bei den Menschen dort ankommt. Das ist schon sehr beeindruckend und sehr bewegend.

Krankenstation und Ambulanz

Dann erlebt man, was man dort immer wieder erlebt, erste Hilfe beim Unfall. Es gibt keine Ambulanz, keine Krankenwagen. Die Leute kümmern sich eher um die kaputten Fahrzeuge als um die Verletzten, klagt Gudrun Gerwien. Wir sind schon oft in diesen Fällen mit den Verletzten ins Krankenhaus gefahren.

Oder Leute, die verhungern, weil keiner in der Lage ist, dies zu verhindern. Eine Familie, die schon zwei Kinder verloren hat. Nun ist die kleine Jessika geboren worden, die ebenfalls kurz vor dem verhungern war und die Leute stehen herum und lachen diese Mutter aus, die nicht weiß, wie sie sich helfen soll und auch keine Idee hat, was sie tun kann. Wir sind mit dem Kind ins Krankenhaus gefahren, da ist es an den Tropf gekommen und wir kamen mit einer Tüte voll Medikamenten von dort zurück. Mit Malaria und Antibiotika haben wir dann angefangen, haben das Kind mit Babynahrung versorgt, sodass es sich nach und nach erholte. Eine Dose Babynahrung kostet in Sierra Leone sechs Euro und reicht mal grade für neun Tage. Von den 25 Euro Patenschaftsgeld kann sich die Familie das natürlich nicht leisen. Wir sind deshalb für die nächsten Monate in Vorleistung gegangen.

Bau der Krankenstation

Wir haben von den Rotariern dafür gesorgt, dass die Finanzierung des äußeren Gebäudes gesichert ist und da war ich auch schon sehr gespannt, wie das Gebäude so aussieht, erzählt Stephan Proff. Ich war wirklich begeistert zu sehen, welchen Baufortschritt die dort schon haben. Das Mauerwerk steht komplett, das Dach ist drauf und jetzt müssen eigentlich nur noch die Fenster und die Türen eingebaut werden damit der erste Bauabschnitt erledigt ist.

Wir wollen jetzt natürlich auch weitermachen, berichtet er weiter, und für die Fertigstellung des Gebäudes sorgen. Da wird allerdings noch ein größerer Geldbetrag nötig sein um am Ende das Medizin Equipment zu beschaffen und für Personal zu sorgen, damit das Projekt auch nachhaltig wirkt. Wir sind sehr dankbar, dass die Leute in Eigenregie die Bauleitung übernommen haben, dass alles vor Ort eingekauft wird und alles wirklich gut geklappt hat.

Von daher sind wir guten Mutes, dass wir das jetzt in den nächsten Monaten soweit anstoßen können, um den nächsten Baufortschritt zu erreichen.

Die Krankenstation entsteht auf einer überdachten Fläche von ca. 200 Quadratmetern ergänzen Gudrun Gerwien und Dieter Schmitt. Vorgesehen sind zwei Behandlungsräume, ein Arztzimmer, ein Schwesternzimmer, eine Aufnahme, ein Wartezimmer sowie ein Medikamenten- und Apparatelagerraum,

Die Krankenstation ist als Ambulanz gedacht, die Menschen aus der Umgebung zu Fuß erreichen können und dort bei einfachen Sachen Hilfe bekommen. Der dort praktizierende Hausarzt überweist zu einem Krankenhaus, wenn was Schwerwiegendes vorliegt. Allerdings gibt es auch Ruheräume, wo 6 bis 8 Patienten kurzzeitig stationär behandelt werden können. Ein Schwesternzimmer ermöglicht die rund um die Uhr Versorgung der Patienten.

Wir haben außerdem Kontakt zu einer Hebammenstation aufgenommen und vereinbart, dass eine Hebamme zweimal in der Woche in der Krankenstation praktiziert und eine Mütterberatung durchführt.

Die Behandlung soll zukünftig auch kostenlos sein, ergänzt Stephan Proff, was es derzeit in Sierra Leone nicht gibt. Ein Kind, dass wir vor Ort von der Straße aufgelesen haben hatte Kopf- und Beinverletzungen und musste geröntgt werden. Das hat dann ungefähr 15 Euro gekostet, die sofort bezahlt werden mussten. Für uns ein lächerlicher Betrag, aber für die Leute dort nicht bezahlbar.

Dringende Hilfe erforderlich

Wer helfen möchte kann uns durch Projekt- und Kindpatenschaften; auch durch die Übernahme von Patenschaften für die Studierenden und Auszubildenden unterstützen. Auch Einmalspenden helfen uns bei der Realisierung unserer Vorhaben.

Sachspenden können wir derzeit leider nicht entgegennehmen, weil die Transportkosten für solche Spenden nach Sierra Leone zu hoch angestiegen sind.

Wer für unsere Projekte spenden möchte, dem empfehlen wir die nachstehenden Konten und bedanken uns schon jetzt ganz herzlich für jeden dort eingehenden Euro:

  • Volksbank Schermbeck
    IBAN: DE55 4006 9363 0777 7779 00
    BIC:  GENODEM1SMB
    Kontonummer:   777 777 900
    Bankleitzahl:      400 693 63
  • Verbandssparkasse Schermbeck
    IBAN DE67 3565 0000 0000 2548 5
    BIC WELADED1WES
    Kontonummer:   254 854
    Bankleitzahl:      356 500 00